Rückblick auf 2,5 Jahre ACHTSAMER 8.

In den letzten 2,5 Jahren wurde im Zuge eines partizipativen Prozesses mit den Menschen, die im Bezirk wohnen, arbeiten oder sonst einen Bezug zum Bezirk haben, eine „Caring Community“, eine sorgende Gemeinschaft im Grätzel aufgebaut. Menschen mit Demenz, Alt und Jung in herausfordernden Lebenssituationen werden mit professioneller und privater Hilfe unterstützt und mehr Möglichkeiten sozialer Teilhabe geboten.

Aller Anfang ist leicht

Bei der Auftaktveranstaltung am 22. Jänner 2020 wurden in einem ersten Schritt Bedürfnisse, Anliegen Hilfsbereitschaft, Unterstützungsangebote, Sorgeerfahrungen, Ideen und vieles mehr gesammelt. Hier teilten rund 90 Teilnehmende ihre Sorgegeschichten und tauschten sich zu den Anliegen im Bezirk aus. Auch erste Kontakte wurden geknüpft; viele davon begleiten und gestalten den ACHTSAMEN 8. bis jetzt. Sieben Themen haben sich herauskristallisiert: Barriere/Mobilität, Alltagshilfe, Begegnungs- und Kommunikationsorte, Generationenübergreifende Aktivitäten, Haltung und Kultur/Tugenden, Initiativgruppen/Räume für Hilfen, Vertrauenspersonen im Haus und Grätzel, Nachbarschaft/Gemeinschaft. Mehr Infos zur Auftaktveranstaltung finden Sie hier.

Zusammentun

Seit dem Januar 2020 ist viel passiert: an den Stammtischen, bei den Achtsamen Achterln, wurden weiter Ideen und Initiativen entwickelt. Menschen, die sich als nachbarschaftliche Freiwillige stark machen wollen, vernetzten sich mit Menschen mit Hilfebedarf. Mehr als 350 Sorge-Einsätze haben Josefstädter Nachbar*innen absolviert. Der Mut, Hilfe anzunehmen, wird im ACHTSAMEN 8. gestärkt durch die Möglichkeit, sich in verschiedenen Settings in unterschiedlichen Rollen zu erleben – einmal mit Hilfebedarf, dann wieder als Unterstützungsgebende*r. Der Mehrwert: ermutigende Beziehungen wachsen mit dem geschenkten Vertrauen.

Beim Bürger*innen Forum im Oktober 2020 unter dem Motto „Jung bleiben und alt werden in der Josefstadt“ entstanden neue Initiativen zu: Generationen-Wohnen, Nachbarschaftshilfe, Generationen-Begegnung. Und stets geht es um Aktivitäten, mit denen alten Menschen und Menschen mit Demenz die Teilnahme am öffentlichen und Kulturleben in der Josefstadt erleichtert werden soll. So etwa beim Workshop Tanz einfach! Für Senior*innen, Menschen mit Parkinson, Demenz, MS oder anderen Erkrankungen und deren Angehörige – von und mit Katy Geertsen.

Ein besonderes Augenmerk lag im ACHTSAMEN 8. auch auf generationenübergreifenden Aktivitäten, denn das gemeinsame Erleben macht nicht nur Freude, sondern kreiert auch Verständnis und Wissen. Die Generationen-Zeitreise mit dem Caritas Café Zeitreise im Musischen Zentrum Wien und der Generationen-Workshop „Kräuter und Bad – Hygiene Damals und Heute“ im Volkskundemuseum sind Beispiele für gelungene generationenübergreifende Begegnungen im ACHTSAMEN 8. Im ersten Lockdown 2020 entstand aus der Situation heraus eine Vielzahl an generationenübergreifenden Brieffreundschaften, die sogar über die Landesgrenzen hinaus reichen.

Neben dem erfahrenen Miteinander soll auch die Vermittlung von Wissen zu neuen, positiveren Bildern über Alter und Demenz beitragen: Via Zoom fanden – ebenfalls in Kooperation mit der Caritas – Webinare und Fragestunden rund um Demenz und Vergesslichkeit statt. Kinder der Achtsamen VS Lange Gasse tauchten in kindgerechten Workshops von Merkima in die Welt von Alter und Demenz ein. Mit der Edukation „Kommunikation mit Menschen mit Demenz – Ausbildung für Angehörige“ wurde eine Fortbildung für Kursleiter*innen von Volkshochschulen bereitgestellt die Kurse anbieten, die auch Menschen mit Demenz in Begleitung besuchen können. In diesem Zusammenhang fanden auch Vorträge zu Kommunikation in herausfordernden Situationen mit demenzbetroffenen Menschen statt.

Zusammenbringen ist auch das Motto bei den Erzählcafés im Bezirk. Sie bieten eine Möglichkeit Geschichten und Erfahrungen zwischen den Generationen auszutauschen. Erzählen, zuhören, erinnern und sich berühren lassen zu unterschiedlichen Themen.

Zahlreiche weitere Kooperationen und Partnerschaften sind in den letzten Jahren entstanden, wie mit Lokaler Agenda 21, Bezirksmuseum Josefstadt, Musisches Zentrum Wien, Bezirksvorstehung, Nachbarschaftszentrum des Wiener Hilfswerks, Promenz, FORMAT 60+, Volkskundemuseum und vielen, vielen mehr. Diese Partnerschaften wurden auch am Tag der ACHTsamkeit, einem Höhepunkt des ACHTSAMEN 8. im Jahr 2021, sichtbar. Bei fast 50 Stationen im gesamten Bezirk konnten persönliche Lieblingsorte und -menschen, Kontakt- und Unterstützungsangebote besucht werden. Insgesamt beteiligten sich 43 Institutionen – Bildungseinrichtungen, Unternehmen, Bewohner*innen, Privatinitiativen und die Bezirksvorstehung – unter dem Motto: Leben findet Stadt!

Ein besonderes Highlight war die Installation der ersten Lego-Rampe Österreichs beim Café Hummel. Die Rampe wurde von der „Lego-Oma“ Rita Ebel in Zusammenarbeit mit dem Format 60+ zusammengebaut. Möglich war das auch durch zahlreiche Lego-Spenden die mehrere Monate in der Josefstadt gesammelt wurden. Der bunte Hingucker gewährt nicht nur Barrierefreiheit, sondern macht sozusagen spielerisch im Vorbeigehen die Perspektive von Menschen mit eingeschränkter Mobilität bewusst.

Der ACHTSAME 8. möchte älteren Menschen so lange wie möglich die Teilnahme am Alltag erleichtern. Dazu zählt die Möglichkeit sich frei durch den Bezirk bewegen zu können, in unangenehmen Situationen Ansprechpartner*innen zu kennen und sich hin und wieder auch mal ausruhen zu können. Daher ist es ein großer Erfolg, dass es bereits 12 altersfreundliche Betriebe in der Josefstadt gibt. Die Angestellten in diesen Cafés, Geschäften und Begegnungsräumen wissen um die Bedürfnisse älterer Menschen und bieten ein offenes Ohr, WC- und Rastmöglichkeiten ohne Konsumzwang (Link Liste Achtsame Unternehmen).

In die Reihe der entstandenen Kommunikationsorte im öffentlichen Raum fügen sich vier Kümmerkästen an verschiedenen Plätzen in der Josefstadt. (Link Website). Hier haben Sorgen und Anliegen der Josefstädter*innen, aber auch Hilfsangebote und Ideen für die Josefstadt Platz. Jeder Kümmerkasten wird einmal pro Woche entleert. Der ACHTSAME 8. kümmert sich um die Anliegen oder leitet an die richtigen Stellen weiter. Damit werden Helfende mit Hilfesuchenden verbunden und Ideen Wirklichkeit.

Die Erfahrungen aus dem ACHTSAMEN 8. wurden und werden weit über die Bezirksgrenzen hinweg geteilt. Der ACHTSAME 8. hat ein internationales Netzwerk von Caring Communities mitinitiiert. Kolleg*innen aus dem Quartier Gundelingen („Gundeli“) in Basel werden im Mai in der Josefstadt zu Gast sein. Von diesem Erfahrungsaustausch profitieren alle Beteiligten.

Wir, das Team des ACHTSAMEN 8., blicken auf 2,5 ereignisreiche, bereichernde und spannende Jahre zurück. Doch eine Caring Community ist nie fertig, auch in der Josefstadt nicht. Es braucht weiterhin Anregungen, Ideen und Umsetzungen von und für Menschen, die in der Josefstadt ihren Lebens- und/oder Arbeitsmittelpunkt haben. Wir freuen uns darauf, was die kommenden zwei Jahre bringen: in der Josefstadt und im ACHTSAMEN 8., der ein nachhaltiger wird und sich verstärkt armuts- und ausgrenzungsgefährdeten Menschen widmet.

In die Zukunft blicken

Mehr Rückblicke, Einblicke und Ausblicke gibt es am 5. Mai:

Rückschau auf 2,5 Jahre ACHTSAMER 8. – Einblicke: Die Menschen, die sich in der Josefstadt engagieren werden vor den Vorhang gebeten. – Ausblick auf den kommenden Nachhaltigen ACHTSAMEN 8.

Am 5. Mai von 17 bis 20 Uhr im Sitzungssaal der Josefstädter Bezirksvorstehung am Schlesingerplatz.

 

Rückblick in Zahlen

1 Tag der ACHTsamkeit

1 Tanzkurs für Senior*innen, MS- und Demenz-Betroffene

1 Legorampe

1 Clown-Workshop für Ältere

1 Leitfaden Hilfreiche Kontakte in der Josefstadt

1 Leitfaden Telefonieren mit Menschen mit Demenz

1 Vortrag Caritas Kommunikation Demenz

2 Kurse Edukation für Angehörige von Menschen mit Demenz

2 Demenzkompetenz-Schulungen für VHS Kursleiter*innen

2 Bürger*innen Foren

3 Generationen-Zeitreisen – Begegnung Generationen und Menschen mit Demenz

3 Fragestunden rund um Demenz mit der Caritas

4 Kümmerkästen (beim/in Nachbarschaftszentrum 8, Common Room, Caritas, Musisches Zentrum Wien)

4 Initiativen: Hausaufgaben-Buddies, Achtsam unterwegs, GenerationenWohnen, Brieffreundschaften

5 Webinare für Unternehmer*innen zum Thema Umgang mit Menschen mit Demenz

6 Workshops für Schüler*innen zu Altwerden und Demenz

6 Achtsame Achterln

6 Erzählcafés

12 Altersfreundliche Betriebe

12 Gewinner*innen der Ö1-Initiative „Gewonnene Jahre. Neue Wege ins Alter“ – einer davon der ACHTSAME 8.

46 Brieffreund*innen

50 Angebote am Tag der ACHTsamkeit

Über 50 Kooperationspartner*innen

130 Teilnehmende bei den Bürger*innen Foren

350 Sorge- und Hilfeaktivitäten im Alltag für und von Menschen in der Josefstadt

 

 

Hier einige Eindrücke aus 2,5 Jahren ACHTSAMER 8.