Sorgegeschichte III.

„Mit meinen 90 Jahren gehöre ich zur „Corona-Risiko-Gruppe“ und meine Kinder bestanden von Anfang an darauf, dass ich ganz daheim bleiben müsse. Eine kontaktfreudige und menschenliebende Person wie mich traf das insofern, als ich in dieser schweren Zeit ja eher helfen wollte als dass mir geholfen werde!

Es hat sich aber alles viel besser entwickelt, als ich anfangs befürchtete: ich lernte Hilfe anzunehmen: meine Nachkommen kaufen liebevoll für mich ein und Nachbarn helfen mir bei kleinen Haushaltsproblemen – und andererseits kann ich mittels der ständigen Verbindung durch die Medien (auf die ich oft geschimpft hatte!) mit einer grossen Schar von Freunden und Bekannten in Kontakt  sein, was für viele eine echte Hilfe bedeutet.

Auch Begegnungen auf der Strasse oder im Park – immer mit dem gehörigen Abstand – lassen mich Menschen wieder näher kommen, an denen ich jahrelang nur vorüberging: jetzt berichten sie über ihre Einsamkeit, und das „Tratschen“ gibt ihnen, wie sie sagen, etwas neuen Mut zum Durchhalten.